Hilfe für PatientInnen
THC - CBD
Die Pflanze Cannabis enthält eine Vielzahl von Inhaltsstoffen. Im medizinischen Bereich muss man zwischen folgenden zwei Inhaltsstoffen unterscheiden:
THC
= Tetrahydrocannabinol ist eine psychoaktive Substanz, die zu den Cannabinoiden zählt. Die Substanz kommt in Pflanzen der Gattung Hanf (Cannabis) vor und ihr wird der Hauptanteil der berauschenden Wirkung zugesprochen. THC wirkt bei chronischen - insbesondere neuropathischen - Schmerzen schmerzlindernd, entkrampfend, appetit-anregend und gegen Übelkeit und Erbrechen (zB bei Chemotherapie). THC kann man nur über Apotheken auf Basis eines "Suchtgift"-Rezeptes in Form magistraler Zubereitungen (zB Dronabinol-Tropfen oder Kapseln) als auch als Fertigarzneimittel (Savitex) beziehen. Die gesetzlichen Krankenversicherungen übernehmen die - erheblichen - Kosten von Dronabinol nur nach Bewilligung durch den Chefarzt; die Kosten für Sativex nur in begründeten Einzelfällen.
Der Verbraucherschutzverein unterstützt Betroffene durch kostenlose Zurverfügungstellung eines Rechtsanwaltes. Es gibt keine Gerichtsgebühren und keinen Kostenersatz an die Gegenseite.
CBD
= Cannabidiol ist ein kaum psychoaktives Cannabinoid aus der weiblichen Hanfpflanze. Soweit CBD-Produkte weniger als 0,3% THC enthalten, ist deren Konsum völlig legal. Medizinisch wirkt es entkrampfend, entzündungs-hemmend, angstlösend, schlaffördernd und gegen Übelkeit. Eine Kostenübernahme durch die gesetzliche Krankenversicherung findet nicht statt.
Wann hilft Cannabis gegen Leiden und Krankheiten?
Zu den Wirkungen von Cannabinoiden gibt es eine Vielzahl von Patienten-Berichten, Einzel- und Überblickstudien (Metastudien) und täglich werden es mehr. Doch es gibt wenige klinische Studien zur Zulassung als Medikament. Solche Studien sind teuer, aufwendig und kaum für die ganze Pflanze, sondern nur für Monosubstanzen (THC oder CBD) machbar. Wir haben uns hier an den (deutschen) "Expertenkonsens zum Medizinischen Einsatz von Cannabinoiden" in der Reihe "Lehre und Praxis" (Heft 9, Oktober 2018) gehalten:
- Chronische - insbesondere neuropathische - Schmerzen (zB Polyneuropathien, Trigeminusneuralgien,...); dagegen haben sich Cannabinoide bei akuten Schmerzen nach Operationen oder Verletzungen wenig wirksam erwiesen. (THC)
- Muskelkrämpfe (zB bei Multipler Sklerose) (THC)
- Übelkeit und Erbrechen (zB bei Chemotherapie) (THC)
- Appetitmangel (zB bei HIV-Infektionen) (THC)
- Symptomkontrolle in der Palliativmedizin
- Schlaflosigkeit, Depression, Angst
- bestimmte Formen der Epilepsie bei Kindern (CBD)
- Tics (zB Tourette-Syndrom) (THC)
- chronisch-entzündliche (Autoimmun-)Erkrankungen wie Morbus Crohn oder rheumatische Arthritis (THC oder CBD)
- Morbus Parkinson (THC)
Wie wird Cannabis zugeführt?
Da gilt es zu unterscheiden:
Monosubstanzen
Monosubstanzen - also entweder THC oder CBD - werden in Tropfen-, Kapsel- oder Spray-Form oral eingenommen. Der Arzt kann diese Arzneien dosieren und sich an die Wirkung langsam herantasten. Die Wirkung tritt hier allerdings erst nach etwa einer Stunde ein.
Cannabisblüten
Die getrockneten Blüten können wie folgt eingenommen werden:
- Rauchen (Rauchinhaltsstoffe schädlich für die Lunge)
- Inhalieren (über Vaporizer wird nur heiße Luft mit dem Wirkstoff eingeatmet)
- Tee (beim Aufkochen etwas Fett zugeben, nur dann lösen sich die Cannabinoide)
- Keks, Butter, .....
Beim Rauchen und Inhalieren wird der Wirkstoff über die Lunge aufgenommen. Seine Wirkung setzt daher sehr rasch ein. Das ermöglicht dem Patienten eher, selbst richtig zu dosieren.
Nebenwirkungen
Bei THC kommt es bei einer vom Arzt festgelegten Dosierung zu keinem "Rauschzustand" und es entsteht auch keine physische Abhängigkeit. Während man bei THC eher euphorisch wird, wird man bei CBD eher schläfrig. Bei THC besteht eine gewisse Gefahr einer Psychose; darauf muss der Arzt besonders achten.